Das Wichtigste in Kürze:
- Viele Fernwärmekunden sind von einseitigen und teils sprunghaften Preiserhöhungen betroffen, ohne die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln.
- Die Preisanpassungen sind häufig intransparent und schwer nachvollziehbar, etwa durch komplizierte Formeln oder uneinheitliche Begriffe.
- Fernwärmeversorger haben aufgrund lokaler Monopolstrukturen große Gestaltungsspielräume, während Verbraucher:innen kaum Druckmittel haben.
- Die Verbraucherzentralen fordern bundesweit einheitliche Transparenz- und Veröffentlichungspflichten, um Vertrauen und Fairness zu stärken.
Warum ist der Fernwärmemarkt ein Flickenteppich aus Mini-Monopolen?
Mit seiner monopolartigen monopolistischen Anbieterstruktur nimmt der Fernwärmemarkt auf dem Energiemarkt eine Sonderstellung ein. Lieferanten sind in der Regel zugleich die Betreiber lokaler Fernwärmenetze. Das gibt ihnen einen bislang nicht kontrollierten Gestaltungsspielraum.
Anders als bei Strom und Gas können Verbraucher:innen auf Preiserhöhungen oder Änderungen des Preissystems nicht mit einem Anbieterwechsel reagieren. Lange Vertragslaufzeiten von üblicherweise zehn Jahren oder ein Anschluss- und Benutzungszwang verhindern das in vielen Fällen.
Warum haben Verbraucher:innen bei Preisanpassungen kaum Durchblick und kein Druckmittel?
Viele Lieferanten haben in den letzten Jahren die Vertragsbedingungen in laufenden Vertragsverhältnissen entweder einseitig geändert und/oder für die Verbraucher:innen und Verbraucher nicht nachvollziehbare Berechnungsfaktoren und Formeln verwendet. Oft werden fFür vergleichbare Preiskomponenten werden oft unterschiedliche Bezeichnungen verwendet. Auch die formale Begründung für dieder Preisanpassungen variiert erfolgt je nach Anbieter unterschiedlich.
Eine Untersuchung der Marktbeobachtung Energie des vzbv, bei der öffentlich zugängliche Vertragsunterlagen von 325 Fernwärmeversorgern ausgewertet wurden, zeigt: Am häufigsten stützen sich Versorger auf Preisänderungsklauseln. In zahlreichen Fällen enthielten die Informationsschreiben an die Kund:innen jedoch lediglich einen Verweis auf § 4 Abs. 2 der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme. Teilweise fehlten konkrete Erläuterungen vollständig.
Nur bei etwas mehr als der Hälfte der untersuchten Versorger war anhand von öffentlich zugänglichen Informationen überhaupt erkennbar, wie und auf welcher Grundlage Preise angepasst wurden.
Die Verbraucherzentralen und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gehen immer wieder auch juristisch gegen Fernwärmelieferanten vor, die einseitige Anpassungen der Preisänderungsklauseln und der Preise während der Vertragslaufzeit vornehmen. Doch bis die jeweiligen Gerichtsentscheidungen rechtskräftig sind, bleiben Verbrauchern kaum Handlungsmöglichkeiten.
Warum ist mehr Transparenz entscheidend für Vertrauen in Fernwärme?
Verbraucherschutzstandards, die in anderen Sektoren selbstverständlich sind, gelten nicht auf dem Fernwärmemarkt. Auch fehlen regelmäßige Preiskontrollen sowie eine unabhängige Instanz, an die sich Fernwärmekund:innen bei Problemen wenden können.
Diese strukturellen Defizite bergen die Gefahr, dass Verbraucher:innen ihr Vertrauen in verlässliche und vorhersehbare Vertragsverhältnisse oder generell in Fernwärme verlieren – obwohl sie als wichtiger Baustein für die Energiewende gilt.
Wieso braucht es eine wirksame Kontrolle von Fernwärmepreisen?
Fernwärmenetze sind sogenannte Monopole. Dennoch werden Preise und ihre Zusammensetzung im Fernwärmemarkt bisher nicht ausreichend und systematisch kontrolliert.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert daher eine bundesweite Preisaufsicht, die Fernwärmepreise einheitlich überprüft und vergleichbar macht. Um mehr Transparenz zu schaffen, stellt der vzbv außerdem eine bundesweite Übersicht über Fernwärmepreise zur Verfügung.